Studieren in der goldenen Stadt

Sonntag ist Weintag. Zumindestens für uns! Wir haben uns auf den Weg nach Karlštejn gemacht, da dort ein mittelalterliches Weinfestival stattfand. Die Sonne begrüßte uns auch diesen Morgen und die Zugfahrt kostete uns schlappe 27 Kronen also ungefähr 1,10 € für Hin- und Rückfahrt.

Das ganze kleine Städtchen war erfüllt von Musik, verschiedenen Ständen und vielen Menschen in mittelalterlichen Gewändern. Während wir uns durch die gewundenen Gässchen treiben ließen, bestaunten wir die Stände mit verschiedenen Kleinigkeiten, stoppten hier und da und guckten dem bunten Treiben zu.

Es ist Burčak Zeit, ein fermentierter Wein, ähnlich wie Federweißer, aber viel viel besser! Davon wurde natürlich auch immer mal wieder gekostet und langsam aber sicher erklommen wir den steilen Berg zur Burg. So eine malerische Burg, wie aus einem Märchen! Oben erwartete uns mittelalterliche Musik und nach einiger Zeit war es soweit: Emporer Charles der 4. und sein Gefolge kehrten in der Burg ein.

Es war ein großes Spektakel mit Schwertkämpfen, Narrenauftritten und Tänzen - schade nur, dass wir die Reden nicht verstehen konnten, alles war auf Tschechisch.

Wir haben uns natürlich auch durch einige verschiedene Leckereien probiert, wie traditionelle Würste und Käse oder auch kleine Sahneröllchen.

Nach so einem tollen Tag, bin ich einfach super froh wieder in einem neuen Land zu sein und es zu erkunden!

Ich bin ein Sonnenmensch! Ganz egal wie kalt es ist, solange die Sonne scheint und der Himmel blau ist, bin ich glücklich.

Inzwischen kommt der Herbst uns mit großen Schritten entgegen, glücklicherweise bringt er aber momentan fantastisches Wetter. Die Spanier und Franzosen klagen zwar über die Kälte, aber ich kann noch in Kuscheljacke raus, also ist es nicht kalt :D
Den sonningen Samstag habe ich dann morgens für Erkundungen auf eigene Faust genutzt, habe wichtige Dinge wie Salzstreuer und Mülleimer eingekauft und es genossen alleine unterwegs zu sein.

Nachmittags sind wir dann mit einer ganz durchgemischten Gruppe aus Holland, Spanien, Frankreich und Deutschland Tretboot fahren gegangen. Das ist so toll, man fühlt sich wie in einer Ruheoase mitten in der Innenstadt. Zum Aufwärmen danach gab es mal wieder vietnamesisches Essen. Inzwischen bin ich so ein großer Fan davon!
Wir haben noch ein bisschen die Stadt und natürlich Kaufland, unseren Supermarkt in der Nähe unsicher gemacht, bevor es dann nach Hause ging.

Jetzt bin ich schon fast zwei Wochen hier und unsere Welcome Week ist auch schon vorbei. Wahnsinn, wie die Zeit vergeht! Die letzte Woche hat super viel Spaß gemacht, Studenten von unserer Uni haben jeden Tag Aktivtäten organisiert und man hat einfach ganz viele verschiedene Menschen kennengelernt.

Angefangen mit einer Tour über unseren Campus am Montag haben wir festgestellt, dass wir sogar Lamas haben! Abends waren wir feiern, ein Club in dem nur spanische Musik lief, was unseren ganzen spanischen Erasmus Studenten natürlich super gefiel. Aber auch wir anderen hatten viel Spaß :)

Die nächsten Tage waren ebenfalls abwechslungsreich gestaltet, zum Beispiel ein Besuch des botanischen Gartens, eine Stadtführung, oder grillen mit allen zusammen. Man darf dabei nicht vergessen, dass wir immer so circa 150 Leute waren, das ganze also organisatorisch meistens etwas schwierig war. Die Laune war aber trotzdem immer gut, da man sich mit so vielen Menschen austauschen konnte.

Und was darf auch nicht fehlen? Natürlich, eine Tour durch die Bars und Clubs unserer Uni. Alleine auf dem Campus haben wir nämlich vier! Die Aftershowparty danach war auch echt super, wir haben viel getanzt!

Eine Erkältung hat mich leider so ein bisschen außer Gefecht gesetzt, aber inzwischen geht es mir schon wieder viel besser und wir nutzen die sonnigen Tage, um Prag zu erkunden und natürlich das Wetter zu genießen!

Zufälle kombiniert mit spontanen Trips sind schwer zu toppen!
Heute haben wir unseren ersten größeren Ausflug unternommen und zwar nach Karlovy Vary oder auch Karlsbad. Das ist mit dem Bus so ungefähr zwei Stunden entfernt und kostet als Student insgesamt ~3,40€ ! Die Idee kam uns gestern, als Hien ihren Mietvertrag unterschrieb und ihr Vermieter uns über seinen Wohnort erzählte. Er lud uns ein und zack war der Bus gebucht.

Und was das für ein Bus war: kleine Fernseher an jedem Platz und richtig komfortable Sitze!
Angekommen in Karlovy Vary, war es dann auch direkt super schön. Das Wetter war eher bescheiden, aber die netten Straßen und alten Häuser dafür umso schöner! An einigen Stellen gab es heiße Quellen und wir kamen aus dem Staunen nicht mehr raus.

In ziemlichem Regen, haben wir dann auch noch eine Wanderung auf einen Aussichtspunkt in der Nähe gemacht und hatten einen tollen Blick auf die umliegenden Wälder und den aufsteigenden Nebel.

Zum Aufwärmen ging es in ein vietnamesisches Restaurant und es gab Phao, eine total leckere Suppe, die ich niemals bestellt hätte. Wie gut, wenn man Menschen dabei hat, die sich auskennen!

Nachmittags haben wir dann noch ein kleines Burgstädtchen besucht und sahen tatsächlich auch ein paar Sonnenstrahlen hinter den Wolken hervor blitzen.

Apropos Blitz entschied das Wetter dann kurz bevor wir in den Bus zurück stiegen, nochmal alles zu geben: ein super Sturm mit Platzregen und Gewitter zog auf. Das ließ auch unseren Bus nicht kalt, es tropfte aus der Decke über meinem Sitz. Wir konnten aber ein bisschen zusammenrücken, sodass es erträglich war.

Alles in allem war es ein wundervoller Tag mit tollen Leuten und wir haben richtig schöne Orte erkundet! ?

Ich war eine der Glücklichen, die einen Platz im Wohnheim der Uni bekommen hat, bei vielen anderen gestaltet sich die Wohnungssuche als ziemlich schwierig.

Wohnheim heißt aber auch shared rooms. In der ersten Woche war ich noch alleine, aber jetzt ist meine Mitbewohnerin angekommen: Sixtine aus Frankreich. Wir haben noch nicht viel Zeit miteinander verbracht, aber sie ist super lieb. Trotzdem ein sehr komisches Gefühl ins Bett zu gehen und zu wissen, dass später jemand ins Zimmer kommen wird.

Die Zimmer selber sind relativ alt und waren, bevor ich geputzt hab, auch sehr dreckig, aber inzwischen ist es ziemlich nett geworden. Es ist zwar mehr funktional und das was wir haben, kann man wirklich nicht Küche nennen, aber es erfüllt seinen Zweck. Außerdem haben wir die Morgensonne im Zimmer, das finde ich richtig schön!
Und wir haben Glück, denn unser Badezimmer( das teilen wir uns zu viert) ist renoviert :) Außerdem liebe ich es direkt auf dem Campus zu wohnen.

Gestern habe ich mir auf dem Flohmarkt die erste Basic Austattung, wie einen Topf und Geschirr gekauft. Danach konnten wir dann abends direkt kochen und unsere Pasta mit Spinat und Pilzen ist echt super lecker geworden!

Bald hänge ich noch Fotos auf und kaufe ein paar Deko Artikel, dann wird es auch noch gemütlicher.

Ein Intensiv Czech Language and Culture Course - eine Woche jeden Tag 5 Stunden Tschechisch lernen. Ob das so viel bringt? Vor allem wenn man am ersten Tag aus organisatorischen Gründen nicht dabei sein durfte. Wir waren eine Gruppe von 25 Studenten die versuchten solch schwierige Wörter wie čtyři und učitelka auszusprechen. Ersteres heißt übrigens vier und letzteres Lehrerin.

Die Zeit war aber auf jeden Fall hilfreich, auch wenn es anstrengend war. Die Lehrerinnen waren super nett und die Atmosphäre in der Gruppe war auch super. Es ist ein total komisches Gefühl zu versuchen, eine Sprache komplett neu zu lernen, das habe ich das letzte Mal in der 8. Klasse gemacht. Immerhin verstehe ich jetzt Zahlen, kann auch nach dem Preis und eventuell nach dem Weg fragen (ob ich die Antwort dann verstehe ist eine andere Sache) :D

Neben dem Kurs war natürlich auch noch genug Zeit für Dinge wie die Stadt erkunden, das Mensa Essen zu probieren (gar nicht so schlecht und echt günstig!), verschiedene Biere testen, ein riesen Erasmus Meeting in einem Park oder auch mir von meinem Buddy ein paar tolle Orte in Prag zeigen zu lassen! Hier kommen noch ein paar Eindrücke:

Erste Tage in Unis sind immer ein organisatorisches Chaos. Da ich nicht im Sprachkurs angenommen war, bin ich von einem Büro zum nächsten gerannt und habe aber tatsächlich am Ende des Tages, doch noch einen Platz bekommen.

So konnte ich dann die Zwischenzeit verwenden, um meinen Mietvertrag zu unterschreiben, das Geld zu bezahlen und meine Koordinatorin der Uni zu sehen. Zum Glück sind die meisten Leute, auf die man trifft, sehr nett und hilfsbereit. Und tatsächlich können die meisten auch halbwegs Englisch.

Während den ganzen Wartezeiten habe ich auch schon ein paar andere Erasmus Studenten kennengelernt, das ist total cool, weil es ganz gemischte Nationalitäten sind. Spanien, Frankreich, Griechenland, Holland, Litauen, Polen, Georgien... Alles ist vorhanden und man kommt schnell ins Gespräch, schließlich sind alle in der gleichen Situation.
Jetzt besitze ich auch endlich meine Studentenmetrokarte, welche so viel günstiger ist, als alles andere!

Übrigens, da die CULS eine Agraruni ist, ist unser Campus richtig schön und grün!

Angekommen am Bahnhof, holte mein Buddy uns beide ab und half uns, sich zurechtzufinden.
Die Sonne lachte vom Himmel und wir waren guter Dinge, auch wenn unser Gepäck echt schwer war. Irgendwann hatten Tomáš und ich es dann zum Wohnheim geschafft, aber aus irgendeinem Grund, stand ich nicht auf der Liste. Nach einigen tschechischen Dialogen, bei denen ich unnütz herumstand hatte sich das Problem aber geklärt.

Mein Zimmer reicht aus. Schön wäre übertrieben, aber es erfüllt seinen Zweck. Es ist ein Doppelzimmer und jeder hat im Flur genug Platz für sein Zeug. Meine Mitbewohnerin ist noch nicht da, ich bin sehr gespannt!
Es ist nur noch alles verdammt dreckig, aber das behebe ich noch.
Viel Zeit blieb mir sowieso nicht, denn Tomáš zeigte Portugiesen und mir den Campus.

Und dann kam das allergrößte Highlight. Hiens Buddy hatte uns zu einem Konzert seiner Band eingeladen. Und was das für ein Konzert war! Direkt an der Moldau, rin richtig majestätischer Saal und Menschen aufgebrezelt wie für eine Hochzeit. Das Authentic Vintage Orchestra hat so gute Musik gemacht, eine Mischung aus Jazz und Pop. Jeder einzelne Musiker war so stark und die Soli waren unfassbar. Wir haben uns wie bei einer Zeitreise gefühlt!

Später sind wir dann noch mit den Musikern in eine Bar gegangen und haben uns sehr nett mit dem Sänger aus LA unterhalten. Übrigens ist tschechisches Bier auch sehr empfehlenswert ;)

Irgendwann abends bin ich dann einfach nur noch totmüde und super glücklich ins Bett gefallen.

Jetzt ist es sogar mal wirklich soweit: Ich bin der DB richtig dankbar. Von meinen Verspätungen habt ihr ja gestern schon gelesen, aber daraus resultierte ein super glücklicher Zufall: Ich konnte Lufa wiedersehen! Lufa ist eine meiner besten Freundinnen aus Neuseeland und kommt aus Berlin. Die Zugbindung war aufgehoben, ich hab sie angerufen und zack war das Ganze gebongt.

Wir hatten so eine schöne Zeit zusammen, haben fast Schuhe gewonnen, ganz viel leckeren Käse gegessen und vor allem gequatscht.

Dann hab ich heute morgen noch spontan beim Berlin Marathon vorbeigeschaut und war total fasziniert von der Atmosphäre und der Masse an Läufern, die dort gestartet sind!

Und noch eine witzige Aktion: Meine Freundin Hien aus Bielefeld, die auch mit mir in Prag studiert, sitzt jetzt im gleichen Zug wie ich und wir haben eine lustige Fahrt zusammen!

Ein Hoch auf glückliche Zufälle :)

Sooo, es ist Samstag Mittag und ich sitze im ICE nach Berlin. Dass ich meinen Anschluss dort verpassen werde, ist quasi absehbar, da wir erst schlappe 60 Minuten Verspätung haben. Aber was solls, meckern bringt mich auch nicht schneller ans Ziel. Insofern nutze ich die Zeit und das WLAN, um mal direkt mit dem Blog anzufangen.

Abschiede sind komisch. Das Komischste ist, dass sie so unreal sind und man meistens erst danach realisiert, dass man sich jetzt nicht mehr sieht. Dieses Mal ging es sogar ganz ohne Tränen, der Essener Hauptbahnhof bietet nunmal auch eine andere Atmosphäre als ein Flughafen. Als ich dann aber noch kleine Geschenke von meiner Mama im Zug auspackte, liefen die Tränen doch. Ich habe so ein wundervolles Notizbuch bekommen, ich liebe Notizbücher!

Auch die Tage davor waren turbulent, Opa und Oma Tschüss zu sagen, ein letztes Mal meine Freunde zu mir einladen, Koffer und Rucksack packen... Im übrigen bin ich dezent bepackt, wie man hier sieht:

Ach und zwischen diesen ganzen emotionalen Momenten waren auch noch Dinge wie ein wundervoller Kopenhagen Kurztrip und eine ähnlich tolle 16 Stunden Rückfahrt aufgrund von Ryanair Streiks eingebaut. So ist mein Leben schließlich immer, kunterbunt und turbulent! :)

Ansonsten kann ich jetzt schon wieder ne tolle Geschichte von diesem ICE erzählen. Angefangen mit einem Ausfall in Düsseldorf und Verspätung in Essen, fortgeführt über technische Probleme des Zugs vor uns, bis hin zu Suiziddrohungen an einem Bahnhof und abschließend auch noch technische Probleme an unserem Zug war alles dabei. Und ich bin gerade mal anderthalb Stunden unterwegs und nichtmals in Hamm... Tja, fahrt niemals mit dem ICE Berlin Gesundbrunnen, habe den noch nie pünktlich erlebt 😀

Ich bekomme jetzt erstmal noch die weiteren Stunden der Fahrt rum und melde mich in den nächsten Tagen mal wieder. Bis dahin :)